Ragna Schirmer
HAYDN – MOZART – PARADIS
Auf dem Album „Maria Theresia Paradies“ widmen sich die Pianistin Ragna Schirmer, zusammen mit der Hofkapelle München unter der Leitung von Rüdiger Lotter, einer faszinierenden Musikerin, ihrem Umfeld sowie den Instrumenten der damaligen Zeit.
Maria Theresia Paradis war eine bemerkenswerte Musikerin und Pädagogin des 18. Jahrhunderts, die trotz ihrer Erblindung im Kindesalter einen festen Platz im Musikleben eroberte. Geboren 1759 in Wien, war sie Pianistin, Sängerin, Komponistin und Musikpädagogin. Paradis, die als Kind erblindete, beeindruckte durch ihre musikalische Begabung und erhielt eine fundierte Ausbildung bei prominenten Musikern wie Leopold Koželuh und Antonio Salieri. Sie inspirierte viele, darunter Valentin Haüy, der die erste Blindenschule in Frankreich gründete. Paradis entwickelte innovative Lehrmethoden und Geräte für Blinde, die später von Louis Braille weitergeführt wurden. Die noch heute gebräuchliche Braille-Schrift wird in diesem Jahr genau 200 Jahre alt.
Paradis war auch mit bedeutenden Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn bekannt, die Werke für sie schrieben. Ihr Einfluss auf die Entwicklung der Tasteninstrumente war enorm, und sie trug zur Verbreitung neuer musikalischer Techniken bei. Auf diesem Album erklingen zwei Werke aus der Feder von Maria Theresia Paradis: Die Ouvertüre zu „Der Schulkandidat“ sowie die Fantasie in G-Dur für Klavier. Schon beim Hören dieser Fantasie wird auffallen, dass Ragna Schirmer einen ganz besonderen Flügel spielt. Es handelt sich um einen Hammerflügel aus dem Hause Joseph Böhm, der etwa im Jahr 1821 in Wien gebaut wurde. Das Besondere und weltweit Einmalige an diesem Flügel ist das eingebaute Orgelregister.
Weiterhin haben Ragna Schirmer und die Hofkapelle München Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn aufgenommen. Beide Werke stehen im direkten Zusammenhang mit Maria Theresia Paradis. Das Klavierkonzert Nr. 18 von Mozart wurde von ihm, laut eines Briefes an seinen Vater, „für die Paradis nach Paris“ geschrieben. Dabei wird sogar vermutet, dass er es speziell nach ihren Vorlieben komponierte. Beim 4. Klavierkonzert von Joseph Haydn wird stark angenommen, dass sie dieses Konzert uraufgeführt hat und sogar die Exklusivrechte daran besaß. Beide Klavierkonzerte werden von Ragna Schirmer ebenfalls auf einem ganz besonderen Instrument gespielt. Der für die Aufnahme genutzte Wiener Hammerflügel nach Anton Walter (~1782) ist die zweite Rekonstruktion des Originals aus der Werkstatt des Greifenberger Instituts für Musikinstrumentenkunde. Das Originalinstrument befindet sich in der Musikinstrumenten-Sammlung im Technischen Museum in Wien.
„Der Zusammenklang dieser historischen Instrumente mit der wunderbar agilen Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter versetzt uns in die Zeit der Maria Theresia Paradis. Mit der vorliegenden Aufnahme wollen wir die Aufmerksamkeit auf diese besondere Musikerin richten, deren Wirken nicht nur als Komponistin und Pianistin, sondern auch und vor allem durch ihre Errungenschaften in der Blindenpädagogik bis heute unsere Anerkennung verdient“, erklärt Ragna Schirmer im Booklet dieses Albums.
Maria Theresia Paradis starb 1824 verarmt, hinterließ jedoch ein beeindruckendes Erbe als Musikerin und Pionierin der Blindenpädagogik. Ihre Arbeit und ihr visionäres Wirken berühren uns bis heute, und ihre Errungenschaften verdienen weiterhin Anerkennung.